stereotype – Der k_eine Unterschied Wir erobern die Nacht zurück! Wed, 15 Jul 2015 12:21:28 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=4.6.1 /wordpress/wp-content/uploads/2014/11/favicon_fb512-54735915_site_icon-32x32.png stereotype – Der k_eine Unterschied 32 32 So fällst Du Mädchen auf: Eine satirische Antwort /so-faellst-du-maedchen-auf-eine-satirische-antwort/ /so-faellst-du-maedchen-auf-eine-satirische-antwort/#comments Tue, 14 Jul 2015 14:10:19 +0000 /?p=1678 Continue reading So fällst Du Mädchen auf: Eine satirische Antwort ]]> Eine satirische Antwort auf den Artikel „So fällst Du Jungs auf: 100 Tipps für eine Hammer-Ausstrahlung!“ auf Bravo.de .

[Nachtrag vom 15.07.2015: Bravo.de hat den Artikel am Abend des 14.07.2015 offline genommen und heute eine Stellungnahme veröffentlicht.]

(cc) by Epsos.de, via Flickr
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So fällst du Mädchen auf: 100 Tipps für eine Hammer-Ausstrahlung

Wow! Hättest Du gedacht, dass Du mit einem Lächeln jedes süße Mädchen verzauberst? Oder dass rote Kleidung ihre Blicke fesselt und eine gute Haltung Dich viel taffer und noch begehrenswerter erscheinen lässt? Wir verraten Dir 100 superleichte Tipps – mit RIESIGER Wirkung!

Beauty: Funkelaugen, Apfelbäckchen: Mit ganz einfachen Tricks wirst Du noch schöner und anziehender für Mädels!

Die 100 Tipps:

1 Betone Deine Lippen mit Gloss. Das lässt sie voller erscheinen, wirkt sexy und zieht die Blicke der Mädels auf Dich.

2 Damit gehst Du Deinem Schwarm nicht mehr aus dem Kopf: Trage jeden Tag dasselbe Parfüm. Riecht sie es irgendwo an anderen Boys oder Männern, denkt sie sofort an Dich.

3 Es gibt nur eine Frisur, die alle Mädels lieben: keine! Haare offen ist der absolute Top-Favorit von Mädchen.

4 Rasiere regelmäßig Deine Beine und Achseln. Boys, die sich gut pflegen, wirken sexy auf Mädels. Sie mögen es, wenn ein Junge sich Mühe mit seinem Aussehen gibt.

5 Viele Mädels stehen auf frische Boywangen. Benutze immer Rouge – das wirkt gesund und sexy auf Mädchen!

6 Alle Boys in Deiner Klasse schminken oder frisieren sich ähnlich? Wunderbar – dann style Dich ganz anders. Einzigartigkeit fällt Mädels positiv auf!

7 Trage keinen farbigen Lack auf deinen Nägeln. Viele Mädels finden das mackermäßig. Besser: durchsichtiger Lack.

8 Schmink Dich jeden Tag anders. Wer immer gleich aussieht, wird irgendwann unsichtbar für Mädels.

9 Wie du weißt, erregst Du die Aufmerksamkeit eines Mädchen auch über Deinen Duft. Sprühst Du Dein Parfüm ins Haar, hält es länger.

10 Betone Deine Augen mit Wimperntusche. Das verleiht Deinem Blick mehr Strahlkraft und wirkt sexy auf Mädels.

11 Kaum zu glauben, aber Mädels lassen sich von kleinen Accessoires beeindrucken. Mach Dir z.B. eine Klammer ins Haar – das lenkt den Blick auf Dich.

12 Hab immer Zahnpflegekaugummis dabei. Die sorgen für frischen Atem und Du kannst sie deinem Schwarm anbieten – so kommt ihr auch noch leichter ins Gespräch!

13 Mach Dich nicht verrückt wegen eines Pickelchens oder Deiner Zahnspange. Beides haben auch Mädels. Je entspannter Du Deinem Aussehen gegenüber bist, umso schöner wirkst Du!

14 Benutze eine Glanzspülung. Damit sieht Dein Haar gepflegter aus. Und Mädels achten besonders auf schöne Haare!

(cc) by Gavin Anderson, via Flickr
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Mimik & Gestik: Deine Körpersprache kann Dir eine fantastische Ausstrahlung verleihen. Entdecke hier, wie Du Dich richtig bewegst, redest und guckst!

15 Mädels fallen lächelnde Boys eher auf als finster dreinblickende. Freundlichkeit wirkt anziehend!

16 Wer aufrecht geht und steht, wirkt nicht nur größer, sondern auch reifer. Und Mädels werden von reiferen Boys magisch angezogen.

17 Guck Deinen Schwarm an – auch wenn sie Dich gerade nicht sieht. Sie spürt sicher Deinen Blick auch auf größere Entfernung und wird sich gleich nach Dir umdrehen.

18 Ahme ihre Gesten nach: Lehnt sie sich nach rechts, lehnst Du Dich ebenso in die Richtung, stützt sie den Kopf auf die Hände, machst Du das auch. Dadurch nimmt sie Dich unterbewusst als total sympathisch wahr.

19 Sprichst Du mit Deinem Schwarm, versuch sie leicht zu berühren. So schaffst du mehr Nähe und sie fühlt sich mehr zu Dir hingezogen.

20 Der Klassiker: Stolpere in Deinen Schwarm hinein. Entschuldige Dich überschwänglich bei ihr. Sie wird Dich total niedlich finden, weil Du ein kleiner Tollpatsch bist.

21 Guck sie an. Guckt sie zurück, wende Deine Augen ab. Sie wird sofort wieder versuchen, Deinen Blick zu erhaschen, weil Du so sexy, unerreichbar und geheimnisvoll wirkst.

22 Deine Traumfrau kommt an Dir und Deinem Freund vorbei? Tut so, als hättet ihr den Spaß eures Lebens und lacht laut. Mädels lieben witzige Boys.

23 Geh langsam und aufrecht an deinem Schwarm vorbei. Ruhige Bewegungen lassen Dich älter und selbstbewusster wirken!

24 Wenn Du mit einem Mädchen sprichst, spiele dabei mit einer Strähne Deines Haares. Das wirkt jungenhaft und ziemlich süß!

25 Flirte mit den Augen! Lass Deinen Blick einmal von oben nach unten über sie wandern. Schenk ihr dann ein kleines Lächeln und geh einfach weiter. Sie wird wahnsinnig werden vor Neugier, was Du jetzt über sie denkst. Von nun an sucht sie Deine Nähe – wetten?

26 Egal, mit wem Du sprichst – hör nicht auf, während des Redens zu lächeln. Das lässt Dich charmanter wirken – und das nicht nur bei Deiner Gegenüber. Beobachtet Dich Dein Schwarm dabei, wirkst Du auch auf sie süßer und sexier.

27 Stell Dich ruhig mal alleine in die Nähe Deines Schwarms. So erregst Du eher die Aufmerksamkeit der Mädels, als wenn Du in einer Gruppe mit anderen süßen Boys stehst.

28 Und: Boys, die allein unterwegs sind, wirken reifer, interessanter, geheimnisvoller und zugänglicher. Je mehr andere Boys um dich herum sind, umso niedriger Deine Chance, angesprochen zu werden.

29 Tu für eine Weile so, als wäre Dein Schwarm Luft. Mach das aber so, dass sie es merkt. Deine Ablehnung wirkt wie ein Magnet auf sie.

30 Wenn Du Dich mit einer schnuckeligen Frau unterhältst, schau ihr bewusst nur in ein Auge. Damit wirkst Du ruhiger und konzentrierter. Das ist die absolute Charme-Hypnose!

31 Halte Deine Hände ruhig, wenn Du mit einem hübschen Mädchen sprichst. So wirkst Du gefasst und sicher und nicht so kindisch wie andere Boys.

32 Acht darauf, öfter mal Deine Haare aus dem Gesicht zu streichen. Und zwar so, dass Du Deinen Hals freilegst. Auf Mädels wirkt das betörend sexy.

33 Sprich ein wenig tiefer, wenn Dein Schwarm in der Nähe ist. Das wirkt sexy und reifer.

34 Hände aus dem Gesicht! Wer an den Lippen knibbelt oder Nägel kaut, wirkt abtörnend.

35 Stehst Du auf dem Schulhof oder an der Bushaltestelle, dann überkreuz mal Deine Beine. Diese Pose lieben Star-Boys, weil sie schlank macht und sexy wirkt!

36 Du willst einem Girl in der Schule auffallen? Dann stell Dich an den Rand des Schulhofs. Wer in der Mitte steht, wird leider ganz gern übersehen!

37 Wirf öfter mal Dein Haar lässig zurück. Das wirkt überlegen und zeigt, dass ein Mädchen sich ins Zeug legen muss, um Dich zu erobern. So weckst Du ihren Jagdinstinkt!

38 Guck Mädels eher immer leicht von unten an. Das wirkt am süßesten auf Mädchen!

39 Nur laute Boys fallen auf? Stimmt nicht. Wer sich ruhig verhält, wirkt geheimnisvoller und damit interessanter auf Mädels.

40 Wenn Du schon die Hände in Taschen stecken willst, dann in Deine Potaschen, nicht die vorderen. Diese Pose wirkt offener, Du stehst gerader und kommst präsenter und cooler rüber.

41 Guck beim Gespräch mit einem Mädchen nie woanders hin als in ihre Augen bzw. ihr Gesicht. Sie nimmt Dich dann intensiver wahr!

(cc) by Nicolas Alejandro via Flickr
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Styling: Cool oder sexy? Minirock oder Jeans? Finde jetzt raus, was Dich unwiderstehlich macht!

42 Mach nicht jeden Trend mit! Je individueller Du Dich kleidest, umso eher stichst Du aus der Masse heraus und einem Mädel ins Auge.

43 Binde Dir einen orangen- oder pfirsichfarbenen Schal um. Der bringt Deinen Teint zum Leuchten und lässt Dich attraktiver wirken.

44 Zieh die Ärmel Deines Pullis etwas über Deine Hände. Das wirkt unverschämt sexy und zugleich sooo süß auf Mädels!

45 Ebenfalls total süß und männlich macht Dich eine Jacke mit Kunstpelzkapuze. Zieh sie Dir über und wecke so die romantische Ader in allen Mädels!

46 Du willst eine sexy Ausstrahlung? Dann wähle ein Top, dessen Ausschnitt eine Schulter rausblitzen lassen kann.

47 Klimpernde Armreife senden akustische „Werd auf mich aufmerksam“-Signale an Mädelsohren.

48 Dezente, funkelnde Ohrringe unterstreichen das natürliche Glitzern Deiner Augen. Unwiderstehlich!

49 Mädels stehen auf Boys, die reifer rüberkommen. Hierfür sind Perlen der absolute Geheimtipp. Sie machen Dich in Form von Ketten oder Ohrringen schlagartig viel älter.

50 Du willst bei Mädels Sympathien wecken? Das geht am besten mit Karo-Klamotten. Die wirken frech, freundlich und machen aus Dir einen Boy zum Pferdestehlen!

51 Zieh nie zwei Tage hintereinander dieselben Klamotten an. Mädels fallen nur neue Eindrücke auf!

52 Du hast eine große Schwester? Super. Schnapp dir ihr Hoodie und zieh ihn in die Schule an. Die Mädels werden denken, er ist von Deiner Freundin. Und das macht dich total begehrenswert für sie!

53 Egal ob Du auf Stiefel, Sneakers, Röcke oder Blusen stehst: Achte darauf, dass Deine Sachen immer gepflegt und sauber aussehen. Nur dann wirkst du erwachsen und cool.

54 Dein Ausschnitt kann noch so tief sein – wenn Du Dich in Deinem Outfit nicht wohlfühlst, war alles umsonst. Also greif lieber zu Klamotten, an denen Du nicht die ganze Zeit rumzupfen musst und in denen Du Dich magst. So kommst Du selbstsicher rüber!

55 Trage lange Ohrringe! Sie ziehen die Aufmerksamkeit auf die weichen Kurven Deines Halses – das finden Mädels zum Anbeißen!

56 Style Dich bloß nicht zu sexy. Tiefe Ausschnitte und superkurze Röcke kommen in Mädelsaugen eher schlamperhaft rüber.

57 Imitiere ihren Style! Dein Schwarm trägt am liebsten Grün? Zieh Dir auch grüne Sachen an. Die stechen ihr viel mehr ins Auge als andersfarbige Teile.

58 Wenn Handschuhe, dann entscheide Dich für fingerlose Modelle. Die wirken in Mädelsaugen besonders männlich!

59 Es müssen keine 10-cm-High-Heels sein. Aber ein leichter Absatz verleiht Dir einen wogenden Gang, der die Blicke der Mädels einfach magisch anzieht, weil er so selbstbewusst und sexy wirkt.

60 Trag öfter mal eine coole Trainingsjacke! Mädels lieben es, wenn Boys entspannt und gemütlich statt eingebildet rüberkommen.

61 Witzige Accessoires, z.B. eine Tasche in Ghettoblaster-Optik, sind ein super Hingucker – auch für Mädels. Außerdem liefern sie den Frauen einen Grund, Dich anzusprechen.

62 Trag nicht immer Schwarz. Das ist eine Tarnfarbe für Mädelsaugen!

63 Zeig, dass Du ein Boy bist! Je männlicher Du Dich kleidest (Rock, Kleid), umso attraktiver wirkst du auf Mädels!

64 Rote Klamotten garantieren Dir eine lebendigere und leidenschaftlichere Wirkung. Heiß!

65 Schaff durch Dein Styling Nähe zu Deinem Traummädchen. Sie steht auf eine bestimmte Band? Leg dir ein Shirt der Band oder ein Schlüsselband mit ihrem Bandlogo zu – das lässt Dich cooler auf Mädels wirken!

66 Es ist toll, wenn Du einen ABF hast – aber ihr müsst nicht im Partnerlook rumlaufen. Das wirkt nur kindlich und peinlich auf Mädels.

67 Anhängerringe klimpern so wunderbar sexy, dass die ganzen Mädels sich nach Dir umdrehen werden.

68 Willst Du freundlicher und witziger bei Mädels rüberkommen? Dann wähle gelbe Accessoires.

69 Dekoriere Deinen Rucksack, Handy etc. NICHT mit 1.000 Kuscheltieren oder Anhängern. Wenn Du’s übertreibst, wirkst Du schnell kindlich und albern.

70 Verzichte bei Klamotten und Accessoires auf die Farbe Rosa! Alle Mädels hassen sie! Weil Du damit sooo kindisch wirkst. Und kleine Boys werden nie angesprochen!

71 Löcher und Risse in Deiner Jeans verwandeln Dich in Mädelsaugen nicht nur in ein besonders unmackeriges Exemplar von einem Typen. Da sie Deine Haut durchblitzen lassen, wirkst Du damit extrem sexy!

72 Mädels stehen auf die Farbe Weiß, vor allem an Hosen. Sie wirkt so schön unschuldig, macht gleichzeitig älter und strahlt so sehr, dass Dich jedes Mädchen sofort sehen MUSS!

(cc) by Courtney Rhodes, via Flickr
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Flirten: Und jetzt haben wir noch Flirt-Tipps für Dich, die Dich superanziehend wirken lassen

87 Mach Dich rar! Beantworte nicht jede SMS, die ein Mädchen Dir schickt. Es macht Dich total spannend, wenn sie um Deine Gunst kämpfen muss!

88 Steck einem süßen Mädchen einfach mal handgeschriebene Zettel zu, auf denen steht: „Ich wollte nur mal ‚Hi‘ sagen …“ Tausend Mal süßer als eine SMS – und Kreativität kommt immer super an!

89 Schicke ihr per Mail ein Filmplakat und schreibe dazu: „18 Uhr Kino, kommst Du mit? Ich würde sogar mein Popcorn teilen.“ Bei einem so lockeren, charmanten Angebot kann sie gar nicht „Nein“ sagen!

90 Wirf einen Schneeball zu einer Gruppe Mädels und grinse frech rüber. Das zeigt, dass Du mit voller Absicht flirtest. Girls lieben es, wenn ein Typ auch mal die Initiative ergreift!

91 Setz Dich für Deinen Schwarm ein, wenn sie von anderen fertiggemacht wird. Das erfordert zwar etwas Mut, aber sie wird froh über Deine Unterstützung sein und es toll finden, dass Du so stark bist!

92 Du willst ein süßes Mädchen kennen lernen? Tu so, als würdest Du sie kennen. Wenn Du Deinen Fehler „überrascht“ feststellst, sag: „Ich dachte, Du wärst jemand anderes – aber du bist tatsächlich noch süßer!“ Mutige Boys kommen immer gut an!

93 Ein hübsches Mädchen ist in ein peinliches Gespräch mit einem Verehrer verwickelt und total genervt? Geh selbstbewusst dazwischen. Hak Dich einfach bei ihr unter und frag sie, ob sie was essen gehen mag. Sie wird Dir für die Erlösung danken!

94 Lustige, selbstironische Sprüche zeigen, dass Du Dich selbst nicht so ernst nimmst und unkompliziert bist!

95 Mach spontane Dates mit Wow-Effekt! Schick eine SMS an ein Mädchen mit: „Ich hol mir einen McFlurry. Lass alles liegen und leiste mir an meinem Tisch Gesellschaft.“ Das wirkt total cool und selbstsicher – dabei aber immer noch sehr charmant!

96 Ein paar süße Mädels aus Deiner Clique überlegen, was sie abends machen sollen. Schlage Kino vor und frag sie, welchen Film sie sich anschauen möchten. Leg Wert auf die Meinung von jeder! Sie freuen sich garantiert, dass Du so aufmerksam bist. Denn einen einfühlsamen Typ wünschen sich einfach alle Mädchen!

97 Ihr steht in einer Gruppe zusammen? Dann lehn Dich beim nächsten Scherz lachend an sie. Das wirkt nicht, als würdest Du sie anmachen. Aber trotzdem wird sie Deine Nähe genießen.

98 Geh mit Sätzen wie „Du wirst sicher oft angesprochen“ oder „Du erinnerst mich an …“ (Name eines heißen Stars) auf sie zu. Diese versteckten Komplimente lassen Dich nicht zu aufdringlich wirken, bezaubern sie aber schlagartig.

99 Stell ihr eine auf dich bezogene Frage, z.B. „Findest Du, mir steht dieser Mantel?“ Durch diese Frage bewirkst Du, dass das Mädchen sich total geschmeichelt fühlt. Außerdem erscheinst Du sehr mutig und selbstbewusst, weil Du Dich ihrer Kritik stellst.

100 Sei Du selbst! Bei jedem Kontakt mit Mädels ist das die wichtigste Ausstrahlungsregel. Wenn Du Dich nicht verstellst, bist Du total umwerfend.

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Das war schon immer so?! – Teil 3: Amazonen /das-war-schon-immer-so-archaeologie-kriegerinnen-amazonen/ /das-war-schon-immer-so-archaeologie-kriegerinnen-amazonen/#comments Fri, 06 Feb 2015 16:35:26 +0000 /?p=1483 Continue reading Das war schon immer so?! – Teil 3: Amazonen ]]> Als „Amazonengräber“ werden Gräber von anthropologisch als weiblich bestimmten Kriegerinnen in Osteuropa bezeichnet. Die Gräber werden aufgrund ihrer geografischen Lage und bestimmter schriftlicher Überlieferungen – z.B. durch Herodot und Hippokrates – der skythischen (8. – 3./2. Jh. v. Chr.) und der sauromatischen Kultur (6. – 4. Jh. v. Chr.) zugeordnet, wobei die höhere Anzahl auf die sauromatische Region entfällt, was ebenfalls zu den schriftlichen Überlieferungen passt.

Amazone mit Helm, Schwert und Schild. Attische Trinkschale (Kylix), um 510-500 v. Chr.  © Wikimedia
Amazone mit Helm, Schwert und Schild. Attische Trinkschale (Kylix), um 510-500 v. Chr.
© Wikimedia

Ob es sich bei diesen Gräbern wirklich um die durch Erzählungen antiker Autoren überlieferten Amazonen handelt, lässt sich nicht vollständig klären. Aber es gibt verschiedene schriftliche Überlieferungen, mit denen archäologische Funde der entsprechenden Regionen in Verbindung gebracht werden können. Mir kommt es in diesem Artikel aber gar nicht darauf an, ob es sich hier tatsächlich um „Amazonen“ handelt und ob sich die Gräber in einen mythischen oder historischen Zusammenhang bringen lassen. Deswegen möchte ich die Hinweise darauf hier auch gar nicht weiter aufdröseln und verwende den Begriff in Anführungszeichen als Kennzeichen dafür, dass es sich bereits um eine Interpretation handelt.  Worum es mir vorrangig geht, ist die Tatsache, dass sich Frauenbestattungen mit Waffenbeigaben nachweisen lassen. Im zweiten Teil dieser Reihe hatte ich einen der zentralen Zirkelschlüsse in der Archäologie behandelt, der es stark erschwert, Kriegerinnen zu erkennen.

Grabbeigaben und Geschlecht

Zu den für die skythische Kultur typischen Grabbeigaben gehören Gegenstände oder Kombinationen von Gegenständen, die in der archäologischen Forschung als geschlechtsspezifisch gelten: Für Frauenbestattungen werden Spiegel, Spinnwirtel, Schminke und paarweise beigegebene Ohrringe als typisch angesehen, für Männerbestattungen Waffen, einzeln beigegebene Ohrringe und das Fehlen von Spinnwirteln.

Leider ist nur selten klar, unter welchen Umständen die Grundlagen für diese Zuordnungen gemacht wurden. Da anthropologische Untersuchungen erst so spät unternommen wurden, dass zuvor archäologisch bestimmte Bestattungen im Nachhinein umbestimmt werden mussten, ist es wahrscheinlich, dass allen usprünglichen Untersuchungen zu den Beigaben die archäologische Geschlechtsbestimmung zugrunde lag (was ich im vorigen Artikel bereits beschrieben hatte). Und da die archäologische Geschlechtsbestimmung den Zirkelschluss (Mann = Schwert = Mann) beinhaltet, ist nicht klar, ob die Beigaben, die in der Forschung als Indiz für entweder weibliche oder männliche Bestattete gelten, tatsächlich als Indiz gewertet werden sollten. Es ist sehr wahrscheinlich, dass es sich um eine Projektion von Erwartungen und Vorstellungen der Forschenden auf eine vergangene Kultur handelt. Es ist außerdem grundlegend fraglich, ob die Unterschiede in den Grabbeigaben überhaupt einen Zusammenhang mit dem Geschlecht haben, also tatsächlich auf Geschlechterunterschiede bzw. verschiedene Geschlechteridentitäten zurückzuführen sind oder ob die Verteilung andere Gründe hat.

Interessant sind die sogenannten Mischinventare, in denen sowohl Gegenstände vorkommen, die in der Forschung mit Männergräbern assoziiert werden als auch Gegenstände oder bestimmte Kombinationen, die als Indizien für Frauengräber gelten – und genau diese Mischinventare zeichnen die „Amazonen“-Gräber aus. Den anthropologischen Befunden nach zu urteilen sind Mischinventare bisher nur für als weiblich bestimmte Individuen bekannt – und zwar interessanterweise nur für diejenigen, bei denen “starke weibliche Merkmale am Skelett” (Rolle 1986, 54) erkennbar waren. Das heißt, dass sich vielleicht sogar eine größere Anzahl Kriegerinnen in den Bestattungen verbirgt, da Skelette mit weniger ausgeprägten Merkmalen möglicherweise falsch bestimmt wurden. Ein intensives Reit- und Kampftraining kann außerdem Veränderungen am Skelett bewirkt haben, die unter Umständen ebenfalls zu Fehlbestimmungen führen. (Auch das zeigt wieder, dass unsere Vorstellungen von „männlich“ und „weiblich“ Einfluss auf wissenschaftliche Untersuchungen haben und dass es auch in der Wissenschaft mit der Objektivität schwierig ist.)

Die Interpretationsmöglichkeiten gehen in unterschiedliche Richtungen. Es ist denkbar, dass wir hier Frauen in Männerrollen vor uns haben (sozialer Geschlechterrollenwechsel ), dass es sich um eine Abweichung von zwei gesellschaftlich akzeptierten Kategorien handelt, dass wir es mit einer dritten Geschlechtskategorie zu tun haben, wie sie z. B. aus verschiedenen ethnologischen Forschungen bekannt ist, oder dass die Geschlechterrollen flexibler waren als klassischerweise in der Archäologie angenommen wird. Es kann aber ebenso gut sein, dass die Funktion der „Amazonen“ als Kriegerinnen mit dem Geschlecht nichts zu tun hatte. Wir wissen nicht mit Sicherheit, welche Definition von „männlich“ und „weiblich“ (und möglicherweise weiteren Geschlechskategorien) die skythischen und sauromatischen Gruppen hatten und welche Geschlechterrollen und -identitäten es in den entsprechenden Kulturen/Gruppierungen gab. Dementsprechend können wir weder von einem Rollenwechsel ausgehen, der feste Geschlechterrollen voraussetzen würde, noch von einer Trans*-Identität, die das Vorhandensein von binären Geschlechtsidentitäten voraussetzen würde. Eine dritte Geschlechterkategorie ist ebenso denkbar wie die absolute Unwichtigkeit des Geschlechts für die Funktion als Krieger*in.

Die Kriegerinnengräber

Auf antiken bildlichen Darstellungen der Amazonen werden diese häufig mit Streitäxten gezeigt.

Gemme mit Amazone mit Pelta und Streitaxt über dem Kopf © Arachne
Gemme mit Amazone mit Pelta und Streitaxt über dem Kopf
© Arachne

Während Renate Rolle 1986 schrieb, dass materielle Belege für Streitäxte in Frauengräbern nur eine Frage der Zeit sein können, ist inzwischen eine Streitaxt als Beigabe aus einem Grab mit einer anthropologisch als weiblich bestimmten Bestatteten belegt: Als “Amazone von Pazyryk” wird eine junge Frau bezeichnet, die im Kurgan (Grabhügel) 1 im Grabkomplex von Ak-Alacha 1 im Hochaltai bestattet wurde und deren Bestattungsumstände auch ansonsten sehr interessant sind: Es handelt sich hierbei um eine Doppelbestattung der etwa 16-17 Jahre alten Frau und eines etwa 45-50 Jahre alten Mannes, der an Morbus Bechterew gelitten hatte. Die beiden wurden in getrennten Holzsärgen bestattet, beide hatten neben anderen Beigaben jeweils einen Eisendolch, eine eiserne Streitaxt bzw. Streithammer mit Holzgriff, einen nur fragmentarisch erhalteten Köcher mit Pfeilspitzen und Teile eines hölzernen Bogens in unmittelbarer köperlicher Nähe. Zudem fanden sich in beiden Särgen Gürtelschnallen, die erwähnenswert sind, weil innerhalb der Pazyryk-Kultur nur Krieger Gürtel mit Schnallen besaßen. In einem eigenen Grabkammerabschnitt wurden mehrere Pferde bestattet, die wohl zu diesem Anlass getötet wurden, wie die von Streitpickeln eingeschlagenen Schädel annehmen lassen. Dieser Umstand weist zusammen mit vielen anderen reichen Beigaben auf einen hohen Status der Bestatteten innerhalb ihrer Gesellschaft hin. Da die Erkrankung des Mannes nachweislich die gesamte Wirbelsäule stark einschränkte und er nicht eigenständig aufs Pferd steigen konnte, wird die junge Frau als seine Gehilfin und Beschützerin interpretiert, was durch ihre Körperbeschaffenheit und gut entwickelte Muskulatur gestützt wird. Eine beginnende Deformation ihrer Knochen weist darauf hin, dass sie an der gleichen genetisch vererbbaren Krankheit in einem frühen Stadium litt, was ein Verwandtschaftsverhältnis der beiden annehmen lässt. Beide Verstorbenen wurden nicht einfach nebeneinander, sondern gleichzeitig bestattet. Die Todesursache des Mannes mag seine Erkrankung gewesen sein, die Todesursache der jungen Frau ist bisher nicht geklärt. Es ist möglich, dass sie ihm als seine Beschützerin / Gehilfin in den Tod folgen musste oder wollte, allerdings sind zumindest am Knochenmaterial keine Spuren von Gewaltanwendungen gefunden worden.

Im Gebiet der sauromatischen Kultur wurden nach der Archäologin Renate Rolle etwa 20% der Bestatteten mit Waffen und Pferdegeschirr anthropologisch als weiblich bestimmt (Stand 1986). Was die Waffen angeht, herrschen hier vor allem Pfeil und Bogen vor.

Bogen und Goryt (Köcher für Pfeile und Bogen) - Rekonstruktionszeichnung von 1885 © Wikimedia
Bogen und Goryt (Köcher für Pfeile und Bogen) – Rekonstruktionszeichnung von 1885
© Wikimedia

Aus der skythischen Region sind ebenfalls zahlreiche Frauengräber mit Waffenausstattung bekannt.  Es fanden sich um die 130 Gräber im Süden der Ukraine, in denen Kriegerinnen bestattet wurden und die alle ins 5./4. Jh v. Chr. datieren (Stand 2010). Wie es in anderen Regionen zahlenmäßig genau aussieht und wie die Verteilung zeitlich insgesamt ist, ist aus der mir vorliegenden Literatur nicht ersichtlich. Prozentuale Angaben für Skythien fehlen, ebenso wie andersherum die genauen Zahlen aus dem sauromatischen Gebiet. Die Vielfalt der Waffenbeigaben ist in der skythischen Region größer und es finden sich zum Teil auch Kombinationen unterschiedlicher Waffen, was für die Beherrschung unterschiedlicher Kampfarten sprich.  Gefunden wurden Lanzen, Wurfspieße, Schwerter, Dolche, Pfeile, Köcherreste, zudem verschiedene Schutzrüstungsteile wie  Schuppenpanzer und metallverstärkte Kampfgürtel.

An dieser Stelle möchte ich in Erinnerung rufen, dass niemand sich selbst bestattet. Bestattungen geschehen im gesellschaftlichen Kontext und Konsens. Das ist deswegen interessant, weil wir davon ausgehen können, dass die “Amazonen” in ihrer Rolle und/oder Funktion akzeptiert wurden. Renate Rolle erwähnt immer wieder, dass „Amazonen“ aus (fast) allen sozialen Schichten bekannt sind und bezieht sich dabei auf den Ausstattungsreichtum der Gräber. Sie stellt aber auch heraus, dass „Amazonen“-Bestattungen meistens entweder Einzelbestattungen sind oder aber im Falle von Mehrfachbestattungen die Hauptbestattung darstellen und keine spätere Nachbestattung  – das heißt, das Grab wurde für sie angelegt. Auch dieser Umstand kann einen Hinweis auf sozialen Status geben. Insofern ist denkbar, dass ein gewisses Ansehen mit ihrer Rolle/Funktion einhergegangen sein könnte, dass sie also nicht nur akzeptiert, sondern auch geschätzt wurden.

Waffen – tatsächlich benutzt?

Bei Schwertbeigaben in Männergräbern kommt niemand in der archäologischen Forschung auf die Idee, zu postulieren, dass das Schwert nicht von dem hier bestatteten Mann benutzt wurde und dass die Beigabe andere Gründe hatte (es sei denn, das Schwert ist aus Gold, hat keinerlei Gebrauchsspuren, und/oder ist eindeutig nicht funktional – dann wird es als Statussymbol oder Herrschaftsinsigne angesprochen).

Aber bei Frauengräbern mit Schwertern werden keine Mühen gescheut, andere Eklärungen zu finden – und scheinbar wird die Absurdität oft nicht einmal bemerkt. Da gibt es die (beliebte) Annahme, das rituelle Gründe bestehen. Oder die Leichname der Männer, die eigentlich hier bestattet werden sollten, waren nicht verfügbar und mussten durch Frauen ersetzt werden. Oder die Frauen bekamen die Waffen ihrer Väter / Brüder / anderer männlicher Verwandter mit ins Grab. Oder die Waffe im Grab der Frau war ein Geschenk ihres Ehemanns. Oder es könnte sich statt um Frauen um Enarer handeln: Männer, die für die Plünderung eines Aphrodite-Heiligtums von der Göttin mit einem “Frauenleiden” bestraft wurden.
Das alles klingt auf Anhieb sofort viel plausibler als der Gebrauch der Waffen durch Frauen, oder?! (Leider sind das alles ernst gemeinte Vorschläge, wenn auch nicht alle für diese Region und diese Zeit.)

Die anthropologischen Befunde zeigen deutlich, dass die Waffen benutzt wurden und dass die bestatteten “Amazonen” an Kampfsituationen beteiligt waren. So ist z.B. die Beanspruchung durch kontinuierliches Bogenschießen anhand von Verschleißerscheinungen an zwei Fingern der rechten Hand einer Bestatteten aus der Nekropole des Certomlyk-Kurgans (Kurgan 11, Bestattung 2) in der heutigen Ukraine belegt. Eine dreiflügelige bronzene Pfeilspitze war wahrscheinlich die Todessursache einer verhältnismäßig jungen Frau aus der gleichen Nekropole (Kurgan 9, Bestattung 2). Eine 30 bis 40 Jahre alte Frau, die unter anderem mit einer Lanze und einem Eisenmesser in Grusinien (entspricht geografisch dem antiken Kolchis) bestattet wurde, weist eine schwere Verletzung an der linken Schädelseite auf. Diese ist nach Meinung des Ausgräbers als Folge eines Schlags oder Stichs anzusehen und hatte vor ihrem Tod bereits begonnen, auszuwachsen – das heißt, die Bestattete hat diese Verwundung noch eine ganze Weile überlebt. Vergleichbare und weitere Verletzungen finden sich noch an weiteren Skeletten aus anderen Gräbern. Altersmäßig überwiegen jüngere “Amazonen”, was zusammen mit den Verletzungen für einen frühen Tod im Kampf spricht.

Für Schutzrüstungen, die im skythischen Gebiet nachgewiesen werden konnten, wurde übrigens früher in der archäologischen Forschung angenommen, dass Frauen sie aufgrund ihres Gewichts nicht tragen konnten – inzwischen gibt es sowohl Belege für die Nutzung durch anthropologisch als weiblich bestimmte Individuen als auch Belege durch experimentelle Versuche.

Tl; dr

Es gab Personen, die körperlich unserer Definition von “weiblich” entsprachen, aber mit Beigaben bestattet wurden, die in der archäologischen Forschung männlich konnotiert sind. Das wird eventuell als Diskrepanz wahrgenommen – die allerdings nur mit den Erwartungshaltungen und tradierten Denkweisen der Interpretierenden zu tun hat. Es läuft alles darauf hinaus, dass wir zwei konstruierte Kategorien haben, die in der Forschung früher niemals miteinander verknüpft wurden und so nicht in das Bild der traditionellen archäologischen Forschung passen. „Amazonen“-Gräber sind komplexe Bestattungen, die traditionelle Sichtweisen herausfordern und die uns zeigen, dass die bisherigen archäologischen Interpretationen zu wenig Möglichkeiten in Betracht ziehen und dass die archäologische Forschung ihr Weltbild öffnen muss. Unklar bleibt, wie viele anthropologisch als „weiblich“ bestimmbare Individuen mit Waffenbeigaben aufgrund der Beigaben als „männlich“ interpretiert wurden, weil die anthropologischen Bestimmungen nicht durchgeführt wurden. Es ist möglich, dass es viele weitere Gräber von Kriegerinnen oder Jägerinnen gibt, die nicht erkannt wurden. Aber selbst, wenn es sich dabei um Ausnahmen handelt, sind diese wichtig für ein differenziertes Bild der jeweiligen Gesellschaft. Mit jeder übersehenen oder für unwichtig befundenen und daher ignorierten Ausnahme wird ein Bild von Geschlechterrollen und -verhältnissen der Vergangenheit gefestigt, das wegen genau dieser Ausnahme überdacht werden müsste. Wir schaffen uns durch eingeschränkte Interpretationen eingeschränkte Vorstellungen von Rollenbildern in der Geschichte, und übertragen diese dann auf die Gegenwart. Statt dessen muss (nicht nur) die archäologische Forschung ihren Blick schärfen für die eigene Interpretationsbasis, für Verzerrungen und Vereinfachungen, die weder der Vergangenheit noch unserer gelebten Realität gerecht werden.

Ideal wäre es, für anstehende Untersuchungen keine bestimmte Anzahl von Geschlechterkategorien anzunehmen und für Gesellschaftsmodelle offen zu sein, die von unseren bekannten abweichen.

Literaturauswahl

Karlisch, Sigrun M. et al. (Hrsg.): Vom Knochenmann zur Menschenfrau. Feministische Theorie und archäologische Praxis . Münster 1997
(Zu Geschlechterforschung in der Archäologie und der allgemeinen Problematik von Beigaben und Geschlecht)

Parzinger, Hermann : Die Skythen . 2. Auflage, München 2004
(Allgemeines zu den Skythen, nur wenig zu den “Amazonen”)

Rolle, Renate : Die Welt der Skythen . Frankfurt / Main 1980
(Schöner kleiner Band mit vielen Bildern, hauptsächlich zu den Skythen allgemein)

Rolle, Renate : Amazonen in der archäologischen Realität . In: Kreutzer, Joachim (Hrsg): Kleist-Jahrbuch . Berlin 1986, S. 38 – 62
(Wichtiger und wegweisender Artikel zur archäologischen Forschung der „Amazonen“. Verknüpfung von Mythologie und schriftlicher Überlieferung mit den archäologischen Befunden, grundlegende Informationen zu den archäologischen Befunden, Mischinventaren, Interpretation der Gräber, Benutzung der Waffen etc…)

Historisches Museum der Pfalz Speyer (Hrsg.) : Amazonen – Geheimnisvolle Kriegerinnen . München 2010, S. 178-181
(Ausstellungskatalog mit Essays zu verschiedenen Themenkomplexen. Mehrere Artikel von Renate Rolle, die als Ergänzung / Update zu ihrem Artikel von 1986 wichtig sind. Außerdem Infos zur Amazone von Pazyryk und Belege für Lamellenrüstungen)

Übrigens: Ausdrücklich nicht empfehlenswert finde ich Die verlorene Geschichte der Amazonen von Gerhard Pöllauer. An den Haaren herbeigezogen und totale Zeitverschwendung.

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Kontext zu Rassismus: Rassismus im Kontext /kontext-zu-rassismus-rassismus-im-kontext/ /kontext-zu-rassismus-rassismus-im-kontext/#comments Thu, 08 Jan 2015 17:55:07 +0000 /?p=1403 Continue reading Kontext zu Rassismus: Rassismus im Kontext ]]> jenesuispascharlie

[CN für alle Links: Rassismus] Frankreich trauert. Europa, die Welt, wir alle trauern um zwölf Menschen. Das Massaker an den Redakteuren von Charlie Hebdo ist ein abscheuliches Verbrechen, eine Tat, die keine Rechtfertigung kennt. Die Morde sind furchtbar, schrecklich, widerlich. Es gibt kein Drumherumreden.

Dennoch bin ich nicht Charlie . Ich trauere um die Toten, aber ich will mich nicht mit einem Satireblatt identifizieren, das allzu oft Rassismen und Islamophobie reproduziert hat. Seit ich diese Tendenzen benenne, wird mir unterstellt, ich wäre irgendwie auf der Seite der Attentäter. Ich würde „victim blaming“ betreiben. Nele Tabler ärgerte sich so sehr über Menschen, die der Meinung sind, Charlie Hebdo könnte mit einigen Bildern Rassismus reproduziert haben und sei deshalb nicht vollkommen unkritisch zu lesen , dass sie einen Blogbeitrag dazu schrieb . Darin schreibt sie:

Obwohl ich schon seit vielen Jahren keine Ausgabe von Charlie Hebdo mehr in der Hand hatte, befindet sich unter den Beispielen auch eine Karikatur, die ich nicht nur kenne, sondern die sogar in meinem Arbeitszimmer an der Wand hängt. Es stellt die französische Justizministerin Christiane Taubira, eine PoC, als Affen dar.

[…] Dass vor knapp zwei Jahren in Frankreich die Ehe für alle (Mariage pour tous) in Kraft trat, ist vor allem der Entschiedenheit, dem Einsatz und den rhetorischen Fähigkeiten von Christiane Taubira zu verdanken. […] Im November 2013 zeigte das Cover der rechten Wochenzeitung Minute ein Foto von ihr und titelte: Maligne comme une singe. Taubira retrouve la banane. (Schlau wie ein Äffin. Taubira trifft [?] eine Banane. [Bin mir unsicher, wie mit welchem Wortsinn retrouver hier übersetzt werden soll]. Schon zuvor war die Ministerin auf Facebookseiten und Demoplakaten mehrmals als Affe bezeichnet worden.

[…] Irgendwann in jenen #idpet Wochen wachte ich nachts auf und wusste plötzlich, was Charlie Hebdo mit der Affenkarikatur bezwecken wollte. Ich wünschte mir das Talent und die Kreativität, jene Hasskommentare ebenso bildlich umsetzen zu können. In eine Karikatur, die klipp und klar zeigt: Das wird gesagt. Das ist gemeint. So sind diese Leute unterwegs. Ein einziges Bild, das mit der ganzen Schlechtigkeit im Gedächtnis hängen bleibt. Und nicht nur eine wage Erinnerung an „Überempörung“, weil inzwischen doch alles wieder gut ist.

Leider kann ich weder zeichnen noch hatte ich entsprechende Ideen, wie so etwas umgesetzt werden könnte. […] Mir blieb nur, die Affenkarikatur auszudrucken, zu rahmen und an die Wand zu hängen.

Ich verstehe sie so, dass sie diese satirische Darstellung (hier ein Link zu einem Tweet mit dem Bild ) für sich umdeutete, „verstand“. Dass sie im Kontext ihrer eigenen, höchst negativen Medienerfahrung etwas Positives für sich herauszog. Und sich daher die Karikatur rahmte und an die Wand hängte.

Nele Tabler plädiert dafür, Karikaturen und Satire streng im Kontext zu lesen, in dem sie entstanden. Das ist ein hehrer Wunsch. Spätestens seit dem Beginn der Postmoderne machen sich Inhalte gern selbstständig, werden zitiert, herumgereicht, kurz: entkontextualisiert. Daher ist der Forderung, einen Inhalt streng im Kontext zu lesen, heutzutage gar nicht so einfach beizukommen. Fehlende Kontexte müssen erst mühsam recherchiert werden, und wer macht sich diese Mühe noch in unserer schnellebigen Zeit?

Was bleibt, sind die Bilder, die Inhalte. Und diese normalisieren Rassismus. „Es ist in Ordnung, Schwarze Menschen als Affen darzustellen!“, sagen sie. „Ist doch lustig, lacht halt einfach mit!“, fordern sie.

Vergessen wird bei dieser Argumentation um die Berücksichtigung von Kontext, dass auch Rassismus Kontext hat. Blackface , zum Beispiel. „Ist doch lustig, sich mal als wer anders zu verkleiden! Schwarze dürfen sich doch auch weiß anmalen, wieso also nicht weiße schwarz?“ Kontext, Kontext! Blackface hat, ebenso wie rassistische Karikaturen, eine lange Tradition . Eine Verletzungsgeschichte, die auf der Vormacht weißer Menschen aufbaut und die die Gefühle, Meinung, Würde von Schwarzen Menschen außen vor lässt. Nein, es ist nicht ok, sich sein Gesicht „mit Schuhcreme, Kohle, was auch immer“ anzumalen und Schwarz zu „spielen“. Und nicht nur, dass wir Weißen gern den Kontext von Rassismus vergessen (wie bequem!), nein, mit derartigen „lustigen“ Aktionen werden auch die Rassismuserfahrungen von PoC entkräftet.

Vielleicht würde ein Foto von Christiane Taubira, wie sie sich selbst gern in der Öffentlichkeit zeigt, sich ebenso gut an Nele Tablers Wand machen, eine ähnliche Botschaft aussenden – und ihr auch noch respektvoll begegnen.

christiane_taubira

Im Zuge des germeinsamen Weges zu mehr Awareness daher mein Appell: Trauert um die Opfer des furchtbaren Mordanschlags. Ich tue es auch. Und überdenkt dennoch, ob ihr wirklich ganz und gar hinter den Inhalten von Charlie Hebdo stehen wollt – in aller Konsequenz.

Nachtrag vom 14.01.2015: Liebe Nele Tabler: Ich biete dir hiermit an, die von dir vermisste Karikatur von dir zu malen. Vielleicht ist das ein erster Schritt aufeinander zu.

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Toleranz – Wer muss sich was gefallen lassen? /toleranz-wer-muss-sich-gefallen-lassen/ /toleranz-wer-muss-sich-gefallen-lassen/#comments Tue, 11 Nov 2014 18:33:38 +0000 /?p=1132 Continue reading Toleranz – Wer muss sich was gefallen lassen? ]]> stinkfing5 Mir ist gerade der Kragen geplatzt. Die ARD ruft zu so genannten „Toleranzwochen“ auf, um in verschiedenen Sendungen von selbsternannten Expert_innen mal wieder durchdiskutieren zu lassen, was sich Leute, die ohnehin schon privilegiert sind, noch alles von Diskriminierten gefallen lassen müssen – und was nicht.

Wer Genaueres darüber erfahren möchte, kann das hier nachlesen: Toleranzwoche bei der ARD: Spiel ohne Reflexion

Ich hab diese Verachtung so satt! Ich bin eine lesbische Frau*. Und ich frage mich, was wir – die “Unnormalen” – uns eigentlich noch alles bieten lassen müssen. Und ob meine Toleranz gegenüber Privilegierten nicht langsam am Ende ist. Deshalb möchte ich die ARD und diejenigen, die als sogenannte „Norm“ und Mehrheit gelten, auch mal was fragen:

Müssen wir es uns gefallen lassen, nicht die gleichen Rechte wie unsere Mitbürger_innen zu haben?

Müssen wir es uns gefallen lassen, in den öffentlich rechtlichen Programmen diskreditiert zu werden? Damit es weiter salonfähig bleibt, unser Leben und unsere Menschenwürde zu diskutieren?

Müssen wir es uns gefallen lassen, als öffentliches Ärgernis zu gelten, wenn wir uns einfach im Alltag frei auf der Straße bewegen?

Müssen wir es uns gefallen lassen, dass unser Intimleben ständig als pervers, gestört und unnormal bezeichnet wird?
IHR MACHT MICH KRANK!

Müssen wir es uns eigentlich gefallen lassen, von anderen nie gefragt zu werden, was wir uns alles gefallen lassen müssen?

Wo ist eure Empathie? Wo ist eure Menschlichkeit? Eure Nächstenliebe? Fragt uns doch einfach mal! Wie es uns bei alldem geht. Wie weh das tut, ständig verletzt zu werden und von anderen nur ein Schulterzucken zu kassieren, wenn eins diese Probleme anspricht.

„tolerare“ = erleiden, erdulden : Wir leiden unter euch , verdammte Scheiße, nicht umgekehrt.

[Tipp: Zum Begriff Toleranz hat @sanczny auch schon Gedanken aufgeschrieben: Toleranz ist Nettigkeit für Menschen, die anders sind, nachdem wir sie anders gemacht haben.

Und noch ein kurzer und wichtiger Nachtrag:

Die SZ hat das Thema genau mit dem richtigen Fingerspitzengefühl behandelt: Hier berichten Diskriminierte über ihre Erfahrungen im Alltag. Damit wird sehr gut vor Augen geführt, wie sich hinter scheinbar harmlosen Fragen/Kommentaren Rassismus, Ableismus, Heterosexismus versteckt – und wie Betroffene unter diesen beständigen Sticheleien leiden: Ausgrenzen mit vier Buchstaben

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Rollen zählen – Frauen zählen advanced /rollen-zaehlen-frauen-zaehlen-advanced/ /rollen-zaehlen-frauen-zaehlen-advanced/#comments Mon, 03 Nov 2014 21:29:09 +0000 /?p=1114 Continue reading Rollen zählen – Frauen zählen advanced ]]> Alien-Spitzwegerich

(Ich rede in diesem Text viel von Frauen und Männern. Mir ist bewusst, dass Geschlecht sozial konstruiert ist, und ich meine, wenn ich die Begriffe „Mann“ und „Frau“, „männlich“ und „weiblich“ im Text verwende, stets diese soziale, kulturell geprägte Lesart. Auch ist mir bewusst, dass Geschlecht eher einem Kontinuum als binären Kategorien entspricht.)

Gerade habe ich die Glotze ausgemacht. Und ich bin sauer. Denn ich habe wieder einmal Frauen gezählt .

Naja, ich bin ja selbst Schuld: Seit einiger Zeit schon zähle ich Frauen. In Führungsetagen, in Filmen, bei Events , in Talkrunden, in Musikbands, auf Wahllisten. Ich zähle Frauen, um einen Eindruck zu gewinnen: Wie sehr haben sich die Menschen bemüht, diese simpelste Dimension von Diversität zu honorieren? Wenn sich in einer Diskussionsrunde unter sieben Männern nur eine Frau befindet, ruft das bei mir Stirnrunzeln hervor. Sind weibliche Lebensrealitäten (Plural!) hier nicht von Interesse, oder gar unerwünscht? Wurden Frauen einfach vergessen? Oder haben die Produzenten einfach nur ihre Dudebros gefragt, statt ernsthaft nach Expert*innen zu suchen?

Es ist unbestreitbar: Repräsentation ist wichtig! Gibt es keine Frauen in Führungsetagen, sendet das die Botschaft aus: Frauen sind hier nicht willkommen. Gibt es keine tragenden weiblichen Rollen in einem Film, sagt das: Die Geschichten von Frauen verdienen es nicht, erzählt zu werden. Gibt es nur eine weibliche Rolle, sagt das: Hey schau, wir haben sie doch drin – die Frau. Die eine. Die, die wie alle Frauen ist. Gleich. Immer gleich.

Aber zurück zu heute Abend. Ich habe die Sendung „ Der Haushalts-Check mit Yvonne Willicks – Waschen“ gesehen. Nach der Tagesschau bin ich daran hängen geblieben, und naja, es ist mir so passiert. Nach kurzer Zeit des Frauenzählens wurde ich allerdings misstrauisch: Da waren so viele Frauen! Fast nur Frauen! Eine Frau führt durch die Sendung, Frauen werden auf der Straße befragt, zu Hause besucht. Eine längere Szene betrachtete ein ganzes Dorf, und man sah hier – Frauen! Frauen über Frauen! Insgesamt zwei Männer konnte ich ausmachen, sie standen verschämt am Rand der Gruppe von geschätzt 40 Frauen auf der Dorfwiese.

Auffällig war aber auch: Immer, wenn es darum ging, Profis zu bestimmten Themen zu Wort kommen zu lassen, war von Frauen plötzlich nicht mehr die Spur. Die Frauenquote brach ein und landete nach Befragung von insgesamt 4 Experten bei: 0%. Da werden mehrere Dutzend Frauen zum Wäschewaschen befragt, aber die, deren Meinung Gewicht hat, an die wir uns hinterher erinnern – sind männliche Experten.

Das Phänomen Expertenmann

Die Gleichung „Profi / Expert*in in Frauendingen = Mann“ ist bedauerlicher Weise weit verbreitet. Da stylen im Frühstücksfernsehen Expertenmänner Frauen um , die einfach nicht wissen, wie sie sich vorteilhaft schminken sollen. Expertenmänner zeigen Models, wie sie sich sexy auf dem Laufsteg bewegen , auch auf unmenschlich hohen Schuhen . Expertenmänner bewerten Geschmack und Stil von Frauen . Denn sie wissen es ja besser, denn ihr Geschmack ist unfehlbar. Männer schneiden Frauen die Haare , besser, als sie es selbst je könnten.

Eingedampft sendet dies in etwa folgende Botschaft aus: Eine Frau, die nur ihr Leben lebt, sich anzieht, vielleicht schminkt, vielleicht nicht, die eventuell den Haushalt macht, egal, ob sie noch einen anderen Beruf hat oder nicht, naja, die ist halt einfach kein Profi! Die hat dieses Frau-sein ja nicht irgendwo professionell gelernt! Also, da sollte mal ein Mann kommen und ihr zeigen, wie das richtig geht!

Männer, Experten in allen Dingen. Und Frauen, Expertinnen für nichts.

Rollen zählen

Womit ich wieder beim Wäsche waschen wäre. Denn hier stoße ich mit einfachem „Frauen zählen“ auf ein Problem: Würde ich einfach nur Frauen zählen, ungeachtet der Rolle, in der sie präsentiert werden (sic!), müsste ich zu dem Schluss kommen, dass Frauen hier doch recht passabel wegkommen: Es werden eine Menge Frauen gezeigt. Sicher, jede nur kurz, aber da!

In komplexen Settings, gerade in Film und TV, in denen nicht jeder auftretenden Person eine ähnlich starke Rolle zuteil wird, sondern in denen hierarchische Gefälle dargestellt werden, lohnt es, genau hinzuschauen. Wenn beispielsweise Expert*innen mit ahnungslosen Personen kontrastiert werden, ist es sinnvoll, statt Frauen Rollen zu zählen . Und das geht so: Statt nur die Häufigkeit von Frauen zu betrachten, wird auch die Rolle hinzugenommen, in der sie auftreten. Das kann auf einfachem Niveau geschehen: Wie viele Frauen tauchen auf, die Fragen stellen, ohne je eine zu beantworten? Wie viele Frauen werden als Expert*innen gezeigt? Wie viele in Gebieten, die nicht stereotyp weiblich konnotiert sind?

Diese zusätzliche Dimension deckt Stereotype auf, wo sich Formate einen progressiven Anstrich geben wollen, aber nicht aus ihrem eigenen Vorurteilssumpf herausschauen können. Und weiter nur Stereotype reproduzieren, anstatt Rollenklischees aufzubrechen.

Aber Vorsicht: Es gibt keinen Weg zurück. Wer mit dem Rollen zählen begonnen hat, blickt in den Abgrund. Und muss vielleicht feststellen, dass für manche Menschen bis heute unvorstellbar ist, dass eine weibliche Expertin etwas Erhellendes zum Thema Waschen beitragen kann.

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Das war schon immer so!? – Teil II: Von Geschlechtsbestimmungen und (Un-) Sichtbarkeit /archaeologie-gender-unsichtbarkeit-geschlechtsbestimmung/ /archaeologie-gender-unsichtbarkeit-geschlechtsbestimmung/#comments Wed, 17 Sep 2014 16:01:12 +0000 /?p=918 Continue reading Das war schon immer so!? – Teil II: Von Geschlechtsbestimmungen und (Un-) Sichtbarkeit ]]> Im ersten Teil dieser Serie zu Archäologie und Geschlecht habe ich ein paar grundlegende Gedanken festgehalten, mich zu Objektivität und Interpretation geäußert und meinen persönlichen Standpunkt dargelegt. Wer das (noch einmal) nachlesen möchte, findet hier den Artikel .

Gräber und Grabausstattung im Wandel der Forschung

In der prähistorischen Archäologie waren Gräber zunächst die wichtigsten  Forschungsobjekte. Sie wurden als Spiegel des Lebens und als direktes Abbild der Gesellschaft angesehen. Die Kleidung, die Bestattete trugen, wurde als übliche (Alltags-) Kleidung oder Tracht angesprochen, die beigegebenen Gegenstände wurden als persönliche Habe der bestatteten Person angesehen, die diese im Leben benutzte. Inzwischen gelten diese Annahmen als überholt: Bestattungen werden viel eher als eine Möglichkeit gesehen, wie Hinterbliebene sowohl die bestattete Person als auch sich selbst darstellen können. Nicht nur der Status der*des Verstorbenen wird ausgedrückt, sondern ebenso der Status der Angehörigen – das wird klar, wenn man sich überlegt, dass sich niemand selbst bestattet. Außerdem sind Bestattungsrituale (inklusive Kleidung und Beigaben) nicht individuell, sondern sie folgen bestimmten gesellschaftlichen Normen und Werten. Es ist anzunehmen, dass eine bestattete Person mit ihrer Kleidung und ihren Beigaben ein Idealbild der entsprechenden Gesellschaft verkörpert und wir können nicht mit Sicherheit davon ausgehen, dass die Person als Indiviuum diesem Idealbild auch (vollkommen) entsprach. Sicher sagt die Bestattung trotzdem etwas über die Gesellschaft und ihre kollektive Identität aus, sollte aber nicht eins zu eins mit einer Lebensrealität gleichgesetzt werden.

Die Interpretation des Grabes als genaues Abbild des Lebens zeigt, dass archäologische Forschung nicht objektiv und nicht endgültig ist, sondern dass bestimmte Annahmen im Laufe der Zeit Diskussion und Veränderungen erfahren.

Aber zurück zu den Gräbern.

Schwert = Mann?

Was einige vielleicht nicht wissen: Es war lange Zeit üblich, das Geschlecht einer bestatteten Person ausschließlich anhand der Grabbeigaben zu bestimmen (die sogenannte archäologische Geschlechtsbestimmung). Welche Grabbeigaben eignen sich aber zur Bestimmung des Geschlechts? Es war offenbar nicht vorstellbar, dass einer bestatteten Frau ein Schwert mit ins Grab gegeben wurde, also galten Schwerter und andere Waffen in der frühen Forschung (und leider häufig noch immer) als Indiz für Männergräber. Diese Annahme führte zu einem fatalen Zirkelschluss : Schwerter wurden mit Männlichkeit assoziiert, also wurden Gräber mit Schwertern als Männergräber angesprochen. Bei Auswertungen wurde dann festgehalten, dass Schwerter nur in Männergräbern gefunden wurden. Die Tatsache, dass das Schwert ja jeweils das war, was den Ausschlag für die Geschlechtsbestimmung gab, wurde einfach übersehen.

Schwert
© The Swedish History Museum, Stockholm
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(bearbeitet von Weird)

Schmuck galt nur bei gleichzeitiger Abwesenheit von Waffen als Indiz für eine Frauenbestattung. Enthielt ein Grab Waffen und Schmuck, so wurde von einer Männerbestattung ausgegangen, da die Waffe als ausschlaggebendes Definitionsmittel für Männergräber alle anderen Faktoren quasi übertraf. Ein Schmuck tragender Mann war demnach eher vorstellbar als eine Waffen tragende Frau. Diese Vorstellung schlug sich direkt in der archäologischen Geschlechtsbestimmung nieder, die eine der Grundlagen der archäologischen Forschung bildete und bis heute nicht aus den Köpfen der Archäolog*innen und der Gesellschaft verschwunden ist.

Da die Abwesenheit von Waffen auch andere Bedeutungen haben kann bzw. Waffen nicht auf allen Bestattungsplätzen üblich sind, wurde allerdings nicht jede Bestattung ohne Waffen im Umkehrschluss als Frauenbestattung interpretiert. Ein Merkmal, das in der Forschung so ausschließlich als Indiz für Frauenbestattung galt wie die Waffe für Männerbestattungen, gibt es meines Wissens nach nicht. Diese Umstände führen zu einer erhöhten Sichtbarkeit von Männern und einer erhöhten Unsichtbarkeit von Frauen und verzerren die Realität.

Anthropologische Geschlechtsbestimmung

Neben der archäologischen Geschlechtsbestimmung gibt es die Möglichkeit der anthropologischen Geschlechtsbestimmung, die anhand von Maßen und Ausprägungen bestimmter Charakteristika an menschlichen Skeletten oder Skelettresten erfolgt. Je vollständiger das Skelett ist, desto sicherer ist die Geschlechtsbestimmung. Da am menschlichen Becken ein “funktionell bedingter Geschlechtsdimorphismus” (Grupe et al.: Anthropologie. Ein einführendes Lehrbuch (2005), S 93) vorliegt, ist die Bestimmung hier am sichersten und liegt für erwachsene Individuen bei einer Zuverlässigkeit von bis zu 96%. Merkmale und Maße von Schädel und Zähnen bieten ebenfalls eine hohe Bestimmungssicherheit, da Elemente an weiblichen Skeletten im Allgemeinen kleiner und weniger robust sind als die an männlichen. Allerdings muss für den sinnvollen Vergleich dieser Maße im Vorfeld eine Gesamterfassung der zu untersuchenden Population erfolgen und eine Serie als Datengrundlage aufgestellt werden, da es keine präzisen Grenzen zwischen den Geschlechtern gibt und die Maße relativ sind. Für die anthropologische Geschlechtsbestimmung muss der Geschlechtsdimorphismus der Vergleichsserie bekannt sein. Die Geschlechtsbestimmung von fragmentarisch erhaltenen Skelettresten kann bis zu 80% erfolgreich sein, die Geschlechtsbestimmung von nicht erwachsenen Individuen liegt bei etwa 70%.

Skelett
© herr_hartmann
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(bearbeitet von Weird)

Auch die anthropologische Geschlechtsbestimmung hat also bei weitem keine hundertprozentige Bestimmungssicherheit, hat aber gegenüber der archäologischen Methode einen eindeutigen Vorteil: Sie beruht nicht auf Objekten, von denen wir annehmen, dass sie einem bestimmten Geschlecht (von zweien, die in unserer Gesellschaft akzeptiert sind) zugeordnet sind. Damit enthält sie nicht schon im Vorfeld die unbegründete Prämisse von geschlechtsspezifischen Tätigkeiten oder einer geschlechtsspezifischen Nutzung von Objekten.

Nur Männer und Frauen?

Ich habe schon im letzten Artikel über Vorannahmen gesprochen, die in der archäologischen Interpretation implizit bestehen. Die Annahme, dass eine Waffe als Beigabe auf eine Männerbestattung hinweist, ist nur eine davon. Weitere Annahmen, die zu einer Verzerrung des Gesellschaftsbildes vergangener Gemeinschaften führen, sind die der binären Geschlechterordnung und der ausschließlich heterosexuellen Paarbeziehung – sehr häufig wird gar von Ehe und Heirat gesprochen, ohne das Konzept auch nur ansatzweise zu hinterfragen. Diese Vorannahmen erfolgen stillschweigend; sie werden als so selbstverständlich vorausgesetzt, dass sie in keiner Weise thematisiert oder gar diskutiert werden. Ich kann mich an keine gängige Lektüre im Studium erinnern, die von diesen Annahmen abweichende Überlegungen anstellt. Dabei ist es ist nicht so, dass es keine Fachliteratur zu Genderthemen in der Archäologie gibt (es gibt zum Beispiel die Bände von FemArc ). Ich wurde von einer Ausgrabungsleiterin auf diese Themen aufmerksam gemacht und habe dann für meine Magistraarbeit umfangreich recherchiert. Wenn aber kein eigenes Interesse an kritischer Betrachtung von Archäologie und Geschlecht besteht, ist davon nichts zu merken; diese Themen sind weder Teil des Studiums, noch allgemein in der archäologischen Forschung verankert. Neuere Literatur lässt jedoch hoffen, dass langsam ein Wandel eintritt.

Gesellschaftsformen mit mehr als zwei Geschlechtern oder mit von den vorherrschenden Vorstellungen abweichenden Geschlechterrollen wurden in der Archäologie bisher selten in Betracht gezogen. Seminare und Vorlesungen im Studium waren ebenfalls stark in der Tradition verhaftet, obwohl ich Professoren (sic!) hatte, die eigentlich weiter gedacht haben. Dementsprechend ist auch für mich in vielerlei Hinsicht ein Umdenken bzw. ein Mehrdenken nötig.

Die anthropologische Geschlechtsbestimmung hat zwar gegenüber der archäologischen Geschlechtsbestimmung den bereits genannten Vorteil, dass sie nicht auf eine Interpretation von Objektnutzung angewiesen ist und stattdessen anhand körperlicher Merkmale erfolgt, jedoch ist auch das nicht ganz unproblematisch: Erstens befinden wir uns damit ebenfalls in einem binären Interpretationssystem, das nur Männer und Frauen mitdenkt und zulässt. In einem nicht-binären Gesellschaftssystem ist Geschlecht aber nicht am Körper ablesbar, kann also durch die anthropologische Geschlechtsbestimmung nicht erfasst werden. Zweitens sind zwar physische Merkmale erkennbar, aber das hilft nur sehr bedingt weiter: das hormonale Geschlecht ist durch die physische Anthropologie ebensowenig erfassbar wie das genetische Geschlecht oder das gonadale Geschlecht (und auch das genitale Geschlecht ist nur unter bestimmten konservatorischen Umständen sichtbar), und so zeigt diese entsprechend nur einen kleinen Ausschnitt von dem, was nach dem Verständnis unserer Gesellschaft das Geschlecht bedingt. Zudem ist weder vorauszusetzen, dass sich eine Geschlechteridentität in der entsprechenden zu untersuchenden Gesellschaft an diesen Merkmalen orientiert bzw. damit korreliert, noch, dass Geschlecht überhaupt relevant für die eigene Identität innerhalb dieser Gesellschaft ist. Die Anthropologie bezieht sich also nur auf Körper, Überlegungen zu sozialen Identitäten und Geschlechterrollen bleiben spekulativ (und sind dann zusätzlich auf die Beigaben angewiesen). Das heißt nicht, dass diese Überlegungen nicht angestellt werden können oder sollten, sondern nur, dass keine Tatsachen dargestellt werden können und dass Überlegungen als solche erkennbar sein sollten.

Natur vs. Kultur

Was außerdem bei allen Interpretationen und Rekonstruktionen vergangener Gesellschaften beachtet werden sollte, ist, dass der menschliche Körper und seine Form als ein gesellschaftliches bzw. kulturelles Produkt angesehen werden müssen. Der Körper wird unter anderem durch Ernährung und Aktivitäten bzw. Belastungen geformt, die in manchen Gesellschaften abhängig vom Geschlecht sein können. Dabei zeigt sich jedoch gegebenenfalls eine geschlechtsspezifische Arbeitsteilung der untersuchten Gesellschaft und nicht eine interpretierte geschlechtsspezifische Arbeitsteilung anhand von Objekten, die ohne nachvollziehbare Grundlage einem bestimmten Geschlecht zugeordnet werden. Auf diese Weise wird es also möglich, die Wahrnehmung und Inszenierung von Geschlecht in der jeweiligen zu untersuchenden Gesellschaft in Teilen zu rekonstruieren. Es darf nur nicht der Fehler begangen werden, die Körperform als natürlich anzusehen und damit jede eventuell bestehende Differenz zwischen Körpern verschiedenen Geschlechts als biologische Gegebenheit zu betrachten. Was erschwerend hinzukommt, ist, dass auch unser Blick auf den Körper bereits kulturell geprägt ist, sodass wir Menschen aufgrund ihrer primären und sekundären Geschlechtsmerkmale in “männliche Körper” und “weibliche Körper” einteilen. Kultur geht hier der Natur sozusagen voraus.

Belastungen, Ernährung und körperliche Aktivitäten haben Einfluss auf die körperlichen Merkmale. Wird das Geschlecht anhand der Robustizität der Knochen bestimmt, werden Frauen, die harte körperliche Arbeiten verrichtet haben, unter Umständen anthropologisch als “männlich” bestimmt (was wieder in einer kulturell geprägten Erwartungshaltung bzw. Vorstellungsmöglichkeit begründet liegt). Trotzdem – und weil die Robustizität der Knochen nicht die einzige Möglichkeit der physischen Geschlechtsbestimmung ist – gibt es viele Fälle, in denen Menschen mit weiblich gelesener Physiognomie, die zu Lebzeiten männlich konnotierte Tätigkeiten ausgeführt haben, nach ihrem Tod weiterhin anthropologisch als “weiblich” bestimmt werden können. Das zeigt, dass die anthropologische Geschlechtsbestimmung eine gesellschaftliche Dimension aufdecken kann, die bei der Anwendung der archäologischen Geschlechtsbestimmung verborgen bleiben würde: geht man nur nach den Beigaben und nimmt an, dass Schwerter ausschließlich Männern beigegeben wurden, sind nur kämpfende Männer sichtbar (archäologische Geschlechtsbestimmung). Geht man nach dem anthropologischen Befund, können auch kämpfende Frauen in Erscheinung treten (zum Beispiel Wikingerinnen ). Ob ein anderes Verständnis von Geschlecht, ein Geschlechterrollenwechsel, oder eine von unserem traditionellen Weltbild abweichende Geschlechtsidentität dahinter steckt, oder ob Aktivitäten und Beigaben in der jeweiligen Gesellschaft gar keinen Zusammenhang mit dem Geschlecht hatten, lässt sich nicht einfach und vor allem nicht pauschal beantworten. Immerhin lässt sich mit Hilfe der anthropologischen Geschlechtsbestimmung eine weitere Facette unserer Vergangenheit zeichnen und ein differenzierteres Bild entwerfen als durch die archäologische Geschlechtsbestimmung. Leider wird in der prähistorischen Archäologie allzu häufig letzterer der Vorzug gegeben. Es ist nicht nur so, dass die anthropologische Geschlechtsbestimmung nicht der Standard ist, sondern es gibt mehrere mir bekannte Fälle, in denen Skelette aufgrund ihrer Beigaben umgedeutet wurden, und Fälle, in denen das Urteil des zuständigen Anthropologen (betrifft möglicherweise auch Anthropologinnen, allerdings nicht in den mir bekannten Beispielen) durch die Ausstattung der*des Bestatteten beeinträchtigt wurde.

Dass das Bild, das sich durch das Zusammenspiel von anthropologischer Geschlechtsbestimmung und Beigabenzuordnung zeichnen lässt, aber noch nicht differenziert genug ist, zeigt die bereits genannte bestehende Annahme einer binären Geschlechterordnung und vorherrschender Heteronormativität. Hier ist ein entsprechendes Bewusstsein in der archäologischen Forschung nötig und hier muss in archäologischen Interpretationen angesetzt werden. Dass es durchaus Gedanken in diese Richtung gibt, zeigt ein jüngerer Befund aus Prag, den ich zu gegebener Zeit in einem eigenen Artikel vorstellen möchte.

Zur Notwendigkeit von differenzierten Bildern

Wie sehr unsere vermeintliche Vergangenheit unsere Gegenwart beeinflusst, sehen wir an Aussagen wie „das war schon immer so!“. Solange wir ohne handfeste Beweise davon ausgehen, dass ausnahmslos Männer für die Jagd zuständig waren, während die Frauen brav in der Höhle saßen und die Kinder aufzogen, wird das auch unsere Zukunft beeinflussen. Die Interpretation archäologischer Funde und Befunde hat Einfluss darauf, wie wir unsere Welt wahrnehmen und dient der Legitimierung des Status quo. Wie sehr die archäologische Forschung jedoch von gängigen Vorstellungen über Geschlechterrollen geprägt ist und damit ein Weltbild aufrecht erhält, das auf fragwürdigen Grundlagen basiert, zeigt der Zirkelschluss Schwert = Mann = nur Männer haben Schwerter. Dabei wird deutlich, dass wir sehen, was wir kennen und erwarten. Frauen wird dabei ebenso wie Menschen, die außerhalb der binären Geschlechterordnung stehen, ein Teil ihrer Geschichte vorenthalten, indem bestehende Weltbilder und Vorstellungen auf die Vergangenheit projiziert werden. Die mögliche Vielfalt an (Geschlechter-) Identitäten wird nicht berücksichtigt und es entsteht ein eindimensionales, verzerrtes Bild unserer Vergangenheit.

Wikingerpaar (modern)
© Jonathan_W (@whatie)
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Mein herzlicher Dank für Literaturhinweise und Korrekturen im anthropologischen Teil geht an die Anthropologin Johanna Kranzbühler von http://skelettanalysen.de

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Na, wann ist es denn so weit? – Perspektiven aufs Kinderkriegen /perspektiven-aufs-kinderkriegen/ /perspektiven-aufs-kinderkriegen/#comments Thu, 17 Jul 2014 08:00:00 +0000 /?p=324 Continue reading Na, wann ist es denn so weit? – Perspektiven aufs Kinderkriegen ]]> Alle Autorinnen dieses Blogs sind bisher keine Eltern, doch alle haben wir uns schon mit dem Thema Kinderkriegen befasst. Nicht immer ganz freiwillig, muss dazu gesagt werden, denn vielfach wird gesellschaftlich erwartet, dass jede Frau* auch was zum Thema Kinder zu sagen hat. Im Grund wird sogar erwartet, dass jede Kinder mag und früher oder später auch welche bekommen möchte.
Fakt ist aber: Nö.
Wir haben uns aus unseren persönlichen und teilweise sehr unterschiedlichen Perspektiven Gedanken zum Thema Kinderkriegen gemacht. Wenig überraschend ist die Frage nach dem „ob“ gar nicht mal die einzig entscheidende.

school Bones

Ich will keine Kinder. Diese Erkenntnis war für mich wie ein Befreiungsschlag. Allerdings komme ich mir als kinderlose Lesbe unglaublich privilegiert vor, weil mich die typischen Benachteiligungen berufstätiger Frauen* (Doppelbelastung etc.) nicht betreffen: Keine Kinder, um die ich mich kümmern muss; kein Mann, für den ich den Haushalt machen muss und der mich in der Karriere überholt. Andererseits bin aber auch ich auf ein Leben hauptsächlich als Hausfrau und Mutter vorbereitet bzw. dahingehend erzogen worden (typisch für die Gegend und die Schicht, aus der ich stamme) – was bedeutet, dass ich viel zu spät in Sachen Karriere durchgestartet bin. Deshalb kenne auch ich das Gefühl, schon im Kindes- und Teenageralter die spätere Mutterrolle mitzudenken: frau braucht nur einen Halbtagsjob etc., weil sie sich hauptsächlich um die Familie zu kümmern hat.
Es hat mich lange Zeit bedrückt, dass ich keine Kinder haben werde (Samenspende war für mich nie eine Option), weil mir beigebracht wurde, dass das schließlich zu einem „richtigen“ Frauen*leben dazu gehört. Ich hatte immer Angst, dass ich mich selbst belüge, wenn ich mir sage, dass ich gar keine Kinder will – so eine Art Schutzbehauptung. Phasenweise hat sich bei mir dann als Abwehrhaltung eine Art Hass gegenüber Kindern und aller damit verbundenen Themen aufgebaut. Seitdem ich mit den Kindern von Freund*innen und Bekannten konfrontiert bin und diese auch hin und wieder betreue, sind mir zwei Dinge klar geworden: Ich hasse sie weniger als ich dachte – und ich will trotzdem keine.

Tugendfurie

Ich bin jetzt 25 und mein Papa hat schon vor zwei Jahren zum ersten Mal durchblicken lassen, dass er Enkelkinder gar nicht verkehrt finden würde. Ich bin in dem Alter in dem (wie @marthadear es letztens im Gespräch treffend formulierte) „mein Uterus am Kaffeetisch verhandelt wird“. Die Frage, ob ich Kinder möchte, ist eigentlich gar nicht komplex genug. Ich möchte Kinder. Die Fragen sind vielmehr: Wann? Wo? Wie? Mit wem?
Für mich stand eigentlich immer fest, dass ich gerne Kinder haben möchte, genauso stand aber auch fest, dass ich ein Studium und einen Beruf will, der mich erfüllt. Derzeit bin ich an einem Umbruchspunkt in meinem Leben: Ich bin seit zwei Monaten mit dem Studium fertig und vor drei Wochen ans andere Ende Deutschlands gezogen, um hier einen Job zu finden.
Für mich sind gerade ganz grundlegende Fragen relevant: Wo werde ich in drei Monaten wohnen? Wovon soll ich leben? Finde ich einen Job, der mich ernähren kann? Ich denke über meine berufliche Zukunft nach, aber auch über mein Privatleben. Dazu kommt, dass ich derzeit sehr viel an Projekten beteiligt bin, politisch Dinge bewege und das alles auch weiter tun möchte.
Meine Freund*innen sind teilweise schon lange Mütter oder gerade schwanger, ich bin sehr stolze Patentante. Kinder spielen in meinem Leben eine Rolle und ich würde mir wünschen, dass auch eigene einen Platz finden. So einfach ist das aber eben nicht.
Für 2014 habe ich mit Freundinnen erstmal einen „Nicht-schwanger-werden-Pakt“ geschlossen und mir eine „Pille danach“ aus dem Ausland mitbringen lassen 😉

Weird

Für mich war es früher immer klar, dass ich Kinder haben werde, das stand quasi gar nicht zur Debatte. Ich habe erst in den Mittzwanzigern angefangen, überhaupt bewusst darüber nachzudenken und zu prüfen, wieviel davon eigener Wunsch ist und wieviel gesellschaftliche Norm. Dabei kam für mich heraus, dass es kein Herzenswunsch ist, dass ich es mir aber durchaus vorstellen kann – „später“. Inzwischen bin ich 34 und kann mir vage vorstellen, innerhalb der nächsten Jahre vielleicht ein Kind zu haben. Aber mich verstört der Gedanke daran, ein Kind auf die Welt zu bringen – und ein Kind zu stillen. Das wurde mir erst so richtig klar, als ich vor etwa einem Jahr einen Artikel einer Redakteurin las (den ich leider nicht wiedergefunden habe), die sich gegen das Stillen entschieden hat. Plötzlich machte sich eine Erleichterung in mir breit. Aber der Gedanke an das Austragen und zur Welt bringen erfüllt mich weiterhin mit Unbehagen bis Schrecken. Dazu kommen die üblichen Schwierigkeiten, Familie und Beruf zu vereinbaren. Ich habe lange studiert, bin dafür schon relativ alt und habe beruflich bisher nicht Fuß gefasst, das ist nicht der beste Zeitpunkt. Das Thema beschäftigt mich immer mal wieder und ich schwanke derzeit zwischen „och ja, warum auch nicht?“ und „OMG, niemals!“.

TQ

Als ich klein war, hasste ich Kinder. Mich selbst nicht, ich fühlte mich ja schon richtig erwachsen. Eigentlich immer, zumindest im Vergleich zu meinen zwei jüngeren Brüdern. Ich wollte nie am Kindertisch sitzen, nie mit Jüngeren spielen.
Später änderte sich meine Einstellung zu Kindern. Kinder waren das, was man bekam, wenn man beim Sex nicht verhütete. Kinder waren ein Zeugnis dafür, dass einer ihr eigenes Leben nicht wichtig genug war, weil sie ihr Leben, ihre Karriere für ihre Kinder „aufgab“. Männer betraf das höchstens indirekt, was mir ungerecht vorkam und mich wütend machte. Die Politik tat in den vergangenen zehn Jahren für Frauen meiner Lebensrealität weniger als nichts , um Beruf und Kinder vereinbar zu machen, und so blieben Kinder für mich – ein Makel.
Inzwischen bin ich 34. Ich müsste so langsam an Kinder denken, wie auch meine (Schwieger)Mütter mich wissen lassen, ich fühle mich aber mit dem Gedanken sehr alleine gelassen. Und doch wächst die Wut auf die, die mir diktieren wollen, ob und unter welchen Voraussetzungen ich Kind und Karriere gemeinsam verwirklichen kann. Ich bin kurz vor: „Ihr* könnt mich mal! Da, jetzt bin ich schwanger!“

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Das war schon immer so!? – Teil 1: Grundlagen /grundgedanken-archaeologie-gender/ /grundgedanken-archaeologie-gender/#comments Thu, 27 Mar 2014 11:13:32 +0000 /?p=155 Continue reading Das war schon immer so!? – Teil 1: Grundlagen ]]> Wer sich mit Geschlechterrollen auseinandersetzt, stößt schnell auf biologistische Erklärungsmuster dafür, warum sich diese so entwickelt haben: Historische oder archäologische „Fakten“ werden nicht nur gerne herangezogen, um zu beweisen, dass die Geschlechterrollen schon immer genauso verteilt waren, wie wir sie jetzt kennen – sondern auch um zu verschleiern, dass bestimmte Kulturtechniken von beiden Geschlechtern erlernt und ausgeübt werden könnten. Somit erscheinen sogenannte „männliche“ und „weibliche“ Fähigkeiten als naturgegeben. Hier wird also von einer Vererbung von Kulturtechniken ausgegangen anstatt von menschengemachten Ideen und Diskursen über Geschlechterrollen. Es wird zum Beispiel gerne behauptet, dass Männer einen besseren Orientierungssinn haben, weil sie in der Steinzeit Großwild gejagt hätten, dass Frauen gerne einkaufen, weil sie in der Steinzeit Nahrung gesammelt hätten oder dass sie so viel reden, weil sie den ganzen Tag in der Höhle saßen und nichts zu tun gehabt hätten (außer Haushalt und Kindern…).

Quelle: http://naturespicwallpaper.com/lascaux-cave-paintings-free-wallpapers-hd/

Ich möchte in dieser Archäologieserie zeigen, dass das Bild wesentlich differenzierter ist und dass pauschale Aussagen über Geschlecht und Geschlechterrollen nicht haltbar sind. In diesem einleitenden Artikel geht es um die grundlegende Frage der Perspektive, weitere Beiträge werden in unregelmäßigen Abständen folgen.

Geschichtliche Hintergründe, Interpretationen und Vorannahmen

Die prähistorische Archäologie etablierte sich als akademische Disziplin in der zweiten Hälfte des 19. Jh., also zu einer Zeit, in der nur zwei sich diametral gegenüberstehende Geschlechter akzeptiert wurden, die gesellschaftlich getrennt und in ihren Rollen stark festgelegt waren. Zudem bestanden konkrete Zuschreibungen zu den Geschlechtern bzw. zu „männlichen“ und „weiblichen“ Eigenschaften. Die Einteilung von Grabfunden erfolgte primär über die Kategorien „männlich“ und „weiblich“ und es entstand das Modell, dass in der prähistorischen Archäologie großteils bis heute verwendet wird. Es ist wichtig, archäologische Interpretationen vor diesem Hintergrund zu sehen, genauso wie es generell wichtig ist, wissenschaftliche Erkenntnisse im Kontext ihrer Zeit zu sehen. Da wir alle von Zeitgeist und Gesellschaft geprägt sind, gibt es auch in der Wissenschaft keine wirkliche Objektivität. Wir finden am ehesten, was wir suchen und wir erkennen am einfachsten, was wir bereits kennen. So ist es kein Wunder, dass in der prähistorischen Archäologie (implizit) von ihrem Anfang im 19. Jh. an bestimmte Rollenverteilungen und die (bürgerliche) Kleinfamilie als Standard vorausgesetzt wurden, die im erstarkenden Bürgertum an Popularität gewann. Unser Weltbild beeinflusst unsere Interpretationen. Das geht uns allen so, wird immer so sein und ist auch nicht per se ein Problem, solange wir uns dessen bewusst sind und einige Dinge beachten:

1. Als Lesende*r müssen wir uns (wie bereits gesagt) klar machen, dass wir Interpretationen immer im gesellschaftlichen und historischen Kontext sehen müssen und dass sie immer nur so weit gehen, wie die*der Interpretierende zu denken fähig ist. Auch die Frage, welchen Zweck die jeweilige Literatur erfüllen soll, ist nicht zu unterschätzen. Als drastischstes Beispiel wäre hier archäologische bzw. historische Fachliteratur aus der NS-Zeit zu nennen, deren Inhalt auf propagandistische Zwecke zugeschnitten war. Unter anderem wollten die Archäolog*innen eine durchgängige Ahnenlinie zwischen den German*innen und den Deutschen nachweisen, was nicht zuletzt zur Legitimation von Gebietsansprüchen genutzt werden sollte.

Wir müssen außerdem bedenken, dass Forschungsergebnisse oft temporär sind und nach einigen Jahrzehnten in Frage gestellt oder sogar völlig verworfen werden. Ein gutes Beispiel dafür ist die Moorleiche, die nach ihrem Auffinden in den 1950er Jahren als „Mädchen von Windeby“ bezeichnet wurde. Aufgrund einer Geste (der sogenannten „Feigenhand“) wurde sie vom zuständigen Archäologen als Ehebrecherin interpretiert. Bei DNA-Analysen 2006 stellte sich heraus, dass es sich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit um ein männliches Individuum handelt und die „Feigenhand“ erwies sich als nachträgliche Manipulation.

2. Als Interpretierende*r / Schreibende*r ist es wichtig, unsere Ausgangsposition für uns zu formulieren und für andere offen zu legen. Denn ein großes Problem ist, dass bestimmte Vorannahmen nicht kommuniziert oder diskutiert, sondern stillschweigend vorausgesetzt werden. Dazu gehört nicht nur die bereits genannte Voraussetzung der Kleinfamilie in archäologischen Kontexten, sondern zum Beispiel auch die feststehende Annahme, dass Waffen männliche Attribute sind und in Form von Beigaben als Indikatoren für Männergräber herangezogen werden können. (Mehr dazu im nächsten Artikel dieser Serie.)

pfeile-schmal2 Der zweite Punkt betrifft mich als Schreibende natürlich ebenso wie alle anderen. Meine Ausgangsposition ist aktuell folgende: Ich bin prähistorische Archäologin und habe einen genderwissenschaftlichen Schwerpunkt. Ich gehe davon aus, dass archäologisch nachweisbare Gesellschaften komplex und divers sind (ebenso wie unsere Gesellschaft), was dazu führt, dass mir Ausnahmen in archäologischen Befunden viel eher und viel positiver auffallen als traditionell geprägten Forscher*innen. Ebenso kann ich mir nicht vorstellen, dass immer und zu jeder Zeit ausnahmslos gleiche Geschlechterrollen vorherrschten – und daher versuche ich z.B. nicht, eine Frauenbestattung mit Schwert auf Biegen und Brechen zu einer Männerbestattung umzudeuten oder den möglichen Gebrauch des Schwertes wegzuargumentieren (auch dazu später mehr). Ich nehme zunächst keine Aufgabenteilung nach Geschlecht an. Außerdem suche ich explizit nach Ausnahmen von dem, was als Nachweis für traditionelle Rollenverteilung interpretiert werden kann und somit nach Belegen für die von mir angenommene Diversität. Das färbt meine Untersuchungen auf bestimmte Weise ein – auf andere Weise als Untersuchungen von traditionell geprägten Archäolog*innen. Ich versuche nicht, Ausnahmen wegzuargumentieren oder aus statistischen Gründen unter den Tisch fallen zu lassen – denn es geht nicht um eine Statistik, sondern um (vergangene) Lebensrealitäten und darum, ein möglichst umfassendes Bild der jeweiligen Gesellschaft zu rekonstruieren.

Links und weiterführende Literatur

  • Karlisch, Sigrun M./ Kästner, Sibylle/ Mertens, Eva-Maria (Hrsg.): Vom Knochenmann zur Menschenfrau. Feministische Theorie und archäologische Praxis . Münster 1997
  • Fries, Jana Esther / Rambuschek, Ulrike / Schulte-Dornberg, Gisela (Hrsg.): Science oder Fiction? Geschlechterrollen in archäologischen Lebensbildern. Münster 2007
  • Bernbeck, Reinhard: Theorien in der Archäologie . Tübingen und Basel 1997
  • Geringer, Sandra / Halle, Uta (Hrsg.): Graben für Germanien. Archäologie unterm Hakenkreuz. Stuttgart 2013
  • Die Moorleiche von Windeby auf Spiegel Online und in der Wikipedia
  • FemArc – Netzwerk archäologisch arbeitender Frauen

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Mutwillensbekundung /mutwillensbekundung/ Wed, 22 Jan 2014 14:20:36 +0000 /?p=606 Continue reading Mutwillensbekundung ]]> Ich will öffentlich Feministin genannt werden, bis das Wort kein Schimpfwort mehr ist.

Ich werde das Konstrukt „Geschlecht“ hinterfragen, und gleichzeitig vorbehaltlos akzeptieren, wenn sich jemand „Mann“ oder „Frau“ nennt. Oder weder noch. Oder beides.

Ich werde wütend sein und unbequem und laut.

Ich werde mich nicht zurückhalten.

Ich werde jedes Mal, wenn ich mich über etwas ärgere, etwas ändern. Jedes verdammte Mal!

Ich werde das Jammern denen überlassen, die sich mit der Welt abgefunden haben. Ich werde diese Welt zu meiner machen!

Ich werde Homophobie, Rassismus, Sexismus und Transfeindlichkeit, die ich erlebe oder die ich mitbekomme, als Diskriminierung entlarven.

Ich werde Diskussionen zu diesen Themen als Chance begreifen, etwas zu verändern und Menschen zum Nachdenken zu bringen.

Ich weiß, dass neues Wissen gewollt werden muss, und ich werde daher Hilfe zur Selbsthilfe geben. Und keine fertigen Lösungen.

Ich werde Macht dort, wo sie auf Privilegien beruht, nicht anerkennen und sie öffentlich anzweifeln.

Ich werde meine eigenen Privilegien hinterfragen. Und sie einsetzen, um nicht-priviligierten Menschen Raum und Gehör zu schaffen.

Ich werde nicht für andere marginalisierte Gruppen mitsprechen, sondern die Klappe halten und ihnen Raum lassen.

Ich werde niemanden „mitmeinen“. Ich werde sagen, wen ich meine. Ins Gesicht.

Ich werde mich verbünden, mit Gleichgesinnten zusammenrotten und vernetzen.

Ich werde solidarisch und, wenn nötig, nachsichtig sein mit Menschen, die das gleiche (oder ähnliches) erreichen wollen wie ich.

Ich will den besten Weg finden, Einfluss zu nehmen, und dann alles tun, was ich kann, damit sich die richtigen Dinge ändern.

Ich werde meine Aufmerksamkeit denen geben, die Achtung und Respekt haben, und denen nehmen, die hassen und verletzen.

Ich werde anstreben, meine Arbeitskraft denen zu geben, die meine Überzeugungen teilen, und denen entziehen, die sie mit Füßen treten.

Ich werde in Kaufhäuser gehen und die Spielsachen „für Jungs“ mit denen „für Mädchen“ mischen.

Ich werde meine ganze Kraft einsetzen, um jeden Tag etwas zu bewegen. In den Köpfen der Menschen und in der Welt.

Ich werde Produkte und Medien machen, unterstützen und kaufen, die nicht „Sparte“ sind und die von queeren Menschen, People of Color und antistereotypen Personen nur so strotzen oder von denen sie profitieren.

Ich will die Welt ändern und noch heute damit anfangen. Nicht morgen. Nicht gleich.

Jetzt.

Das Manifest entstand im Laufe des heutigen Tages auf Twitter unter dem Hashtag #mutwillig.

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Bedrohung durch Stereotype, oder: Warum Repräsentation so wichtig ist /bedrohung-durch-stereotype-oder-warum-repraesentation-so-wichtig-ist/ /bedrohung-durch-stereotype-oder-warum-repraesentation-so-wichtig-ist/#comments Sat, 11 Jan 2014 19:40:46 +0000 /?p=520 Continue reading Bedrohung durch Stereotype, oder: Warum Repräsentation so wichtig ist ]]> Anstoß zu diesem Artikel gab der Beitrag von Philip Guo zum Silent Technical Privilege , den ich vor einigen Tagen las. In dem Beitrag geht es um den Stereotype Threat , allerdings aus der Sicht derjenigen, die nicht unter ihm zu leiden haben. Aber eins nach dem anderen: stereophonic

Stereotype was?

Der Stereotype Threat betrifft Menschen, die zu einer Gruppe gehören, über die ein negatives Stereotyp existiert. Macht man den Menschen bewusst, dass sie zu der Gruppe gehören, beginnen sie sich Sorgen zu machen: „Was, wenn meine Handlungen das negative Stereotyp bestätigen?“ – „Werde ich wegen des Stereotyps anders, vielleicht schlechter bewertet als andere?“ – „Muss ich um gut zu sein besser sein als die, die nicht meiner Gruppe angehören?“ – „Kann ich das überhaupt schaffen?“

Angst haben bindet kognitive Ressourcen. Die Gedanken kreisen um die Angst, Konzentration auf anderes als die Angst wird zunehmend schwer. Das Tückische daran: Auch, wenn eine*r nur wenig Angst hat, beeinträchtigt das bereits die Leistungsfähigkeit. Ähnlich wie bei einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung verschlechtert sich die Performanz – nur, dass beim Stereotype Threat allein diejenigen betroffen sind, die zu der stereotypbelasteten Gruppe gehören.

Und – wer hätte es gedacht – tatsächlich trägt dieser leistungsmindernde Effekt des Stereotype Threat dazu bei, den Stereotyp aufrecht zu erhalten.

Ein Teufelskreis. Dabei trifft der Stereotype Threat zynischerweise gerade Frauen in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. Fachgebiete, in denen in Deutschland fähige Menschen fehlen .

Die Spiegelwelt der impliziten Bestätigung

Doch wie sieht es auf der anderen Seite des Stereotype Threat aus? Diese Welt scheint, wie man in Philip Guos Artikel lesen kann, eine Welt voller selbstvertrauensstiftender Erwartungen zu sein. Wie wohltuend und motivierend das sein kann, konnte ich bis zum Lesen des Artikels nicht einmal erahnen. Man stelle sich vor: Menschen nehmen anhand von positiven Stereotypen an, dass ich Dinge einfach so kann! Programmieren, zum Beispiel. Oder Handwerken. Oder einparken.

Auch hier hat die Erwartung einen deutlichen Effekt. Immer wieder wird der Autor des Artikels mit den positiven Erwartungen der Außenwelt konfrontiert: Du kannst doch programmieren, oder? Du hast das doch schon gemacht! Dann kannst du das hier auch! Du weißt, worum es geht!

For instance, whenever I attended technical meetings, people would assume that I knew what I was doing (regardless of whether I did or not) and treat me accordingly. If I stared at someone in silence and nodded as they were talking, they would usually assume that I understood, not that I was clueless.

Wann immer ich z.B. an technischen Meetings teilnahm, würden Menschen annehmen, ich wüsste, was ich tue (egal, ob ich es wusste oder nicht) und behandelten mich entsprechend. Wenn ich jemanden stumm anschaute und nickte während sie sprachen, würden sie annehmen , dass ich verstand, nicht, dass ich keine Ahnung hatte.

Und der Effekt des Vorschussvertrauens ließ nicht lange auf sich warten:

As a result, I was able to fake it till I made it, often landing jobs whose postings required skills I hadn’t yet learned but knew that I could pick up on the spot. Most of my interviews for research assistantships and summer internships were quite casual – I looked and sounded like I knew what I was doing, so people just gave me the chance to try. And after enough rounds of practice, I actually did start knowing what I was doing.

Folglich war ich in der Lage, so lange so zu tun, als ob ich es könnte, bis ich es konnte, ich bekam oft Jobs, für die ich die notwendigen Fertigkeiten noch nicht hatte, von denen ich aber wusste, dass ich sie schnell lernen könnte. Die meisten meiner Vorstellungsgespräche für Stellen als Forschungsassistent und Praktikum waren informell – ich sah aus und klang, als wüsste ich, was ich tue, also gaben mir die Menschen eine Chance. Und nach genügend Übung, begann ich zu mich auszukennen.

Als ich diesen Absatz gelesen hatte, war ich fassungslos. So war das also, wie es sich anfühlte, nicht immer gegen einen Strom aus negativen Erwartungen, Stereotypen, Vorurteilen ankämpfen zu müssen! So sah also die Spiegelwelt zum Stereotype Threat aus!

Ich kann kaum beschreiben, wie erschütternd es war, nach einem halben Leben festzustellen, dass das Gras auf der anderen Seite keinesfalls nur grüner aussieht, sondern es tatsächlich ist.

Was tun gegen den Stereotype Threat?

Wissenschaftliche Publikationen beschäftigen sich seit Jahren mit der Frage, wie man den Stereotype Threat schwächen kann. Die Ansatzpunkte reichen von dem simplen Reframing einer Situation als Lernmöglichkeit , über Selbstaffirmationen , bis hin zur einfachen Gleichheits-Behauptung und haben fast ausnahmslos eines gemeinsam: Sie funktionieren nur im experimentellen Rahmen und ändern nichts an der Realität, in der durch Stereotype benachteilgte Menschen leben müssen.

Eine Möglichkeit bleibt: Positive Vorbilder können ein Gegengewicht zu Stereotypen bilden, wie in der Wissenschaft seit längerem diskutiert wird. Das hilft zwar nicht, um allen gleichermaßen implizite Bestätigung zu sichern, zumindest nicht sofort. Aber es ist ein Anfang!

Representation matters!

Oder vielmehr: Es wäre ein Anfang! Denn die Gesellschaft, oder eher: die Inhaber*innen von Macht und Privilegien, sperren sich. Die fehlende Repräsentation von Frauen in den Medien ist ein bekannter Stein des Anstoßes. So zählt Anne Roth , scheinbar ganz profan , den Frauenanteil auf Kongressen, in Diskussionsrunden und anderen öffentlichen Veranstaltungen und stellt immer wieder fest, dass die Anzahl der geladenen Frauen seltenst bei den angestrebten 50% liegt.

Bei Film und Fernsehen muss man sich schon freuen, wenn Filme den Bechdel-Test schaffen , also zwei Frauen zeigen, die einen Namen haben, über etwas anderes sprechen als einen Mann. Doch es endet dort lange nicht. Betrachtet man auch noch die Rollen, die sie spielen, dann wird schnell klar: Hier wird Stereotypen nicht widersprochen, hier werden sie in Stein gemeißelt. Anita Sarkeesian untersucht in ihrer Reihe Tropes vs. Women die Frauenrollen der Popkultur und stößt dabei immer wieder auf krude, starre Frauenbilder.

Und die Repräsentation anderer marginalisierter Gruppen leidet ebenso.

Bei der Macht, die die Repräsentation über uns hat, sollten wir umso entschiedener für mehr Sichtbarkeit dieser Gruppen kämpfen. Ganz gleich, ob in Filmen, Videospielen oder, zur Not per Quote, in den Führungsetagen.

[Edit: Übersetzungen und Link zu unserem neuem Artikel zum „Rollen zählen“ nachgetragen.]

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